3. Int.Jahrestreffen in Köln/D (Termin auf unbestimmte Zeit coronabedingt abgesagt)

«Funktionalität und Wirkweise von Kampfkunsttechniken im päd-agogischen Kontext»

Inhaltlich liegt der Fokus auf der praktischen Analyse von Kampfkunststil -übergreifenden Basistechniken und -prinzipien. Päd-agogische„Kampfkunst -Arrangements“ sind immer erlebnisintentsiv und prozessauslösend.Um päd-agogische Wirksamkeit qualitativ und  verantwortungsvoll zu gestalten, ist praktisch- technische Präzision und Verständnis über Funktionalität und Wirkung notwendig.

Was sind die praktischen funktionalen Möglichkeiten und Wirksamkeiten von Kampfkunsttechniken innerhalb  pädagogischer Aufgabenstellungen? Welche Formen/Techniken verwirklichen welche Prinzipien? Welche Aspekte vom Phänomen „Kampf“ werden sicht- und spürbar gemacht? Welche Qualitäten und Fähigkeiten werden wodurch in ihrer Entwicklung gefördert : körperlich – geistig – seelisch? Wie knüpfe ich zwischen professioneller Aufgabenstellung und meinem Werkzeugkoffer aus Kampfkunstelementen wirksamen Bezug?

Fragen über Fragen, die wir in einer eingehenden praktischen «Tiefenanalyse » gemeinsam erforschen wollen.

Organisatorisches:

  • Diese praxisorientierte Fortbildungsveranstaltung ist für alle Interessierten offen. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt.
  • Aktive Beiträge und Impulse aller TeilnehmerInnen sind herzlich willkommen! Übliche Trainingsbekleidung (Gi etc) ist erwünscht.
  • Ankommen ab Freitag 14.00 Uhr (Ort wird noch bekannt gegeben)
  • Beginn der Fortbildung 16.00 Uhr. Ende der Veranstaltung Sonntag 13.00 Uhr.
  • Unkostenbeitrag für Verpflegung plus Dojomiete wird vor Ort bekanntgeben (Wir werden die anfallenden Kosten unter uns Teilnehmenden aufteilen, bitte Vegi bei der Anmeldung vermerken).
  • ANMELDESCHLUSS wird bekanntgegeben

Info und Anmeldung bei: Petra Wesselkamp (SHISEI-DO@gmx.de)

2. Internationales Herbsttreffen des «Freien AK» vom 23-25 Okt.2019 in Hünenberg/ Schweiz, Yamabushi-Dojo

#Lernen ohne Ratio /Körper und Emotion/Bewegen und Begreifen/ nonverbale Kommunikation/Intuitives Verstehen und Einverständnis/ Verantwortung und Vertrauen/Präsenz
und Authentizität/Professionelle Nähe /Konfrontation und Begegnung/ Augenhöhe/Freude/ Offenheit

«Isshin – Deshin» – «Von Herz- Geist zu Herz-Geist»:

  • Von der Kampfkunst zur Lebenskunst = Entwicklung durch Prinzipientransfer
  • An der Grenze von Konfrontation & Begegnung  wird die Dynamik von Entwicklungmöglichkeit sicht-und erfahrbar
  • Kampfkunst ist immer Arbeit an dieser Grenze: Die Grenze ist individuell und braucht einen räumlich-personalen Schutzraum.
  • Der Schutzraum wird durch professionelle Beziehung gestaltet und verlangt Präsenz.
  • In der Verbindung eines «Offenen Herzens» und eines klaren Geistes» entsteht  die menschliche Präsenz. Ein offenes Herz erfordert Mut und Vertrauen. Ein klarer Geist basiert auf Ruhe und Präzision.
  • Unmittelbares Begreifen braucht Beziehung. Gemeinsame Bewegung schafft  Beziehung

von links nach rechts: Pamir Demiriz (CH), Petra Wesselkamp (D), Robert Artho (CH), Rudolf Salhofer (A), Silvia Schürmann-Lussi (CH), Larissa Vornholz (CH), Reinhard Röhrenbacher (A), Doris Nachtlberger (A), Werner Lussi (CH), Daniel Ryter (CH), Karl Truttmann (CH)
vertretene Kampfkünste: Shuri Ryu Karate Do, Aikido, Muso Jikiden Eishin Ryu Iaido,  Shito Ryu Karate Do, Seishin Ryu Jitsu, Ju Jitsu, Wing Tsun, Scirmen

Vom 23-25. Oktober 2019 widmete sich der Freie Arbeitskreis für psychosoziale Kampfkunst im Yamabushi Dojo in Hünenberg/Schweiz der Thematik « nonverbaler, einverständlicher Kommunikation als körper- und bewegungsbasierter Lerntransfer auf Grundlage authentischer Beziehung: Unmittelbares Begreifen durch unmittelbare Erfahrung:

Gemeinsam ging man der Frage nach, wie im päd-agogischen Kontext (professionelle) Beziehung über die nonverbale Sprache der  jeweiligen Kampfkunst, aufgebaut und gelebt werden kann. Das – auf Grundlage des Zen-Buddhismus» tradierte – Übertragungs Prinzip «Ishin-Denshin» diente dabei als  Orientierungspunkt für die Erforschung, welche persönliche Qualitäten und Fähigkeiten es beim Unterrichten braucht, um innerhalb einer Lehr-Lern-Beziehung optimale Voraussetzungen für ein ganzheitliches Lernen der Klientel zu schaffen.

Nach einer «Feldbestimmung» zu den Inhalten «Psychosozialer Kampfkunst» und «päd-agogischen Kampfkunstmentorings», übtenTeilnehmer_innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz stilübergreifend  und brachten mit viel Herzblut, Leidenschaft, Ernsthaftigkeit und Entdeckergeist persönliche Praxisinputs ins gemeinsame Lernen ein. Sämtliche Übungen partnerschaftlichen Austauschs fokussierten die Frage des professionell päd-agogischen Beziehungsaufbaus und  der Erlebniswirksamkeit in Hinblick auf die Vermittlung von Lern-bzw. Erfahrungsinhalten. Unterschiedliche Aspekte wurden im gemeinsamen Bewegen und Erleben mit dem Ziel bewusst gemacht, die eigene Präzision und Sensibilität im Tun zu schärfen. Die Vielfalt und stilübergreifenden Diversität der Beiträge und Akteure ermöglichten allen Teilnehmenden eine Erweiterung der eigenen Perspektive und vertiefte Reflexion der eigenen Wirksamkeit.

Partnerübungen in aufrechter Haltung und am Boden, in Bewegung und Stand, mit und ohne Waffen, Kampfspiele und synchronisierende Atemübungen, öffneten bei wechselnden Rollen- und Übungspartnern mannigfaltige Zugänge zu immer gleichen Themen im konzeptionellen Kontext von «Yin-Yang): Spannung- Entspannung, Angriff-Verteidigung, Kampf – Spiel Standfestigkeit und Flexibilität, schnell-Langsam, weich-hart, Vertrauen und Verantwortung, aufnehmen- weiterleiten -abgeben usw. Ein besonderer Fokus wurde auch auf die Präzision im Wechsel/Übergang der Dynamiken und die vertiefende Qualität des «Innehaltens» gelegt.

Es zeigte sich im gemeinamen Bewegen und Erleben sehr klar, dass der Übergang von oberflächlicher Technik zu wirksamen Tun gegenseitiges Vertrauen, große Achtsamkeit  und eine Haltung des Zulassens braucht – ein Einlassung auf Beziehung eben. In einer professionellen Beziehungsgestaltung, die auf klaren Aufgaben und Grenzen beruht, stellen sich Kampfkunstmentor_innen der Klientel als persönlicher Lern- und Schutzraum zum Erleben und Erfahren verantwortungsvoll, offen und achtsam zur Verfügung. Erst auf dieser Grundlage, kann das für das Lernen notwendige Vertrauen wachsen, das Entwicklungsprozesse nachhaltig und effizient fördert.

Professionalität zeigt sich dabei im verantwortungsvollen Tun und qualitativer Wirksamkeit.

Eine klare aufmerksame Beobachtung und Wahrnehmung des Gegenübers, setzt dabei eine ausgeprägte Bewusstheit über das eigenen Tun und die eigenen Reaktionen, aber auch die eigenen Haltung voraus. Letztere sollte eine für das Gegenüber offene sein, was eindrucksvoll von unserem «Special Guest» Daniel Ryter Sensei thematisiert wurde:

Am Samstagnachmittag gestaltete Daniel Ryter Sensei auf Einladung eine praktische Einheit für und mit allen Beteiligten. Er schaffte durch seine eindrücklichen Sichtweisen und seine authentische Art eine besondere Nähe zum Thema. Dass es sich lohnt, nur aus einem Zustand innerer Ruhe pädagogisch mit Kampfkunst zu arbeiten und dem Zeitfaktor einen hohen Stellenwert einzuräumen, leuchtete nach ein paar Übungen und Beispielen ganz natürlich ein. Einen besonderen Schwerpunkt legte Daniel Ryter Sensei auf die eigene Offenheit, die er den Teilnehmenden durch seine Sicht auf den Körper vermittelte. Er thematisierte dabei die für die Kampfkunst maßgeblichen Energiezentren im Körper und deren Auswirkungen (auch auf die Beziehungsebene), wenn diese verschlossen sind zB in einem Mangel an Sensibilität für allfällige stressbedingte Überforderung der Klientel.  Von «Herz zu Herz» ist erst dann möglich, wenn alle diese Zentren offen sind und das eigene Ego nicht dazwischen steht. Wie wahr. Domo Arigatou Gozaimasu an Daniel Ryter Sensei!

Beziehung ist nichts Fixes, sondern immer ein lebendiger Zustand/Raum, der die jeweilige «Arbeit», die in Beziehung investiert wurde, ausdrückt. Je größer der «Beziehungsraum», bzw. je nachhaltiger und vertrauensvoller das zwischenmenschliche Band geknüpft wurde, um so besser wird der Boden für  nachhaltige Lernprozesse bereitet.  Das bedeutet nicht mehr oder weniger, dass auch im professionellen Kontext, der Faktor «Beziehung» maßgeblich für den Erfolg pädagogischen Gelingens ist und die Verantwortlichkeit für achtsame Gestaltung stets aktiv «im Auge» bzw. im «eigenen Tun» gehalten werden muss. Päd-agogisches Kampfkunstmentoring entfaltet seine Wirksamkeit auch über das «Rollenvorbild» des/der Mentors_in. Es versteht sich unter diesem Gesichtspunkt der vorbildwirksamen Authentizität von selbst, wie wichtig die selbstkritische Eigenschau und Selbsterziehung immer ist. Ishin-Denshin erfordert, mit offenen Herzen zu agieren und dabei klar im Geist zu sein. «Offenes Herz» und «klarer Geist» sind nun schwer zu fassende Begriffspaare. Die dahinter stehenden Fähigkeiten und Qualitäten wie Mut, Vertrauen, Ruhe und Präzision, sind jedoch konkret und können mittels Kampfkunst erübt werden!

Wie anspruchsvoll und herausfordernd die sensible Umsetzung dieser Beziehungsfaktoren sind, zeigte der Einblick, den Werner Lussi in seiner Arbeit mit Jugendlichen  mit geistiger Behinderung eindrucksvoll gewährte.

Karl Truttmann Sensei (Shito Ryu Karatelehrer seit 40 Jahren) brachte mit dem Kanji jap. «Shinobu», welches für :  Leidenschaft und starkes, messerscharfes Herz steht,  wesentliche Qualitäten von «Ishin-deshin» auf den Punkt. Im Übrigen läßt Kampfkunst immer die Bewegung sprechen.

Sind es nun die Schwerter in der Schwertkunst oder das Bodenrandori im Judo:  jeder Stil hat seine eigenen Möglichkeiten Beziehung aktiv zu gestalten. Die Wirkung von Ishin-Denshin entfaltet sich mit der Zeit und manchmal reicht auch nur eine Streichholzlänge oder ein Spaziergang am Morgen früh durch den Wald.

Das zweite Fortbildungstreffen des Freien AK «Psychosoziale Kampfkunst» war für die Teilnehmenden selbst ein spürbarer und auch verbindender Entwicklungsprozess. Das gegenseitige Verständnis und die Offenheit beim gemeinsamen Üben, ist im Verlauf des Wochenendes merkbar gewachsen. Vieles kam in Bewegung und wurde angeregt. Veränderungen im Erleben, Tun und in der eigenen Einstellung wurden spürbar und in ihrer Wirksamkeit bewusst gemacht.

Ishin-Denshin ist geprägt von der eigenen Präsenz. Professionaliät braucht Qualität und Verantwortungsgefühl. Ein jeder/eine jede muss sich bewusst sein,  was er/sie tut und welche Erlebnisse mit welcher Übung ausgelöst werden können. Nur achtsame Konfrontation schafft Begegnung und ermöglicht  so ein konstruktives Arbeiten an und mit den Grenzen- bzw. persönliche Entwicklung.

Ganz im Sinne von Ishin-Denshin war auch die Gastfreundschaft von Silvia und Werner Lussi während des gesamten Wochenendes von einem offenen «Herz Geist» getragen. VIELEN VIELEN DANK EUCH!

Von Herz Geist zu Herz Geist, ein Thema welches mit dem Verstand nicht erfasst, sondern erst durch das Tun und das direkte körperliche Erleben spürbar gemacht werden kann, und dann seine Wirkung offenbart. Dass dies so ist, zeigt das Fazit der Teilnehmenden des Herbsttreffen 2019 auf eindrückliche Weise. Dieses wurde zwar mit Worten formuliert, braucht jedoch das Erleben um es wirklich verstehen zu können, denn es ist wie es eben ist und kann auf einen Punkt gebracht werden ;-).

(Bericht: Vornholz/Lussi/Nachtlberger)

Vortrag „Die Kriegskunst der Samurai“ am 7. Mai 2019 in München

Begleitend zur Ausstellung „Samurai, Pracht des japanischen Rittertums“, fand am 7. Mai im Museum „Fünf Kontinente“ ein Vortrag mit dem Titel „Die Kriegskunst der Samurai in voller Rüstung“ inklusive Vorführung statt. Referent war Ōtsuka Ryūnosuke, Meister der Samurai-Kampfkünste. Andrang und Interesse waren sehr groß, sodass viele Besucher an den Wänden stehen oder in den Gängen zwischen den Stuhlreihen auf dem Boden sitzen mussten.

Der Referent Ōtsuka Ryūnosuke, Taira no Masatomo (大塚龍之介平政智), der als 7. Sōke der Hokushin Ittō-Ryū Hyōhō vorgestellt wurde, steht als erster und einziger Nicht-Japaner,  in direkter Linie als offizieller Nachfolger des Gründers, einer traditionellen japanischen Samuraischule vor und ist weltweit für das Verbreiten ihrer Lehren verantwortlich. Der junge Mann in Samurairüstung  inspirierte durch Persönlichkeit und Werdegang. Vor etwa zehn Jahren sei er aus München nach Japan ausgewandert, um seiner Faszination für die Schwertkampfkunst und die Japanische Kultur nachzugehen und dort die Kriegskunst der Samurai zu studieren. Die Ausbildung in einer traditionellen japanischen Samuraischule habe ihn den tiefsten und umfassendsten Einblick in die japanische Kultur geboten, da dort neben der Kampfkunst, auch Philosophie, Spiritualität/Religion, Geschichte und Etikette vermittelt werden. Er wurde Uchi-Deshi von Ōtsuka Yōichirō Taira no Masanori, in dessen Shinmeikai-Dōjō in Tōkyō und wurde später als Ziehsohn zum 7. Oberhaupt der Hokushin Ittō-Ryū Hyōhō ernannt. Im Moment betreibt er 15 Schulen weltweit.

Im Vortrag ging er insbesondere auf die Rüstung, die Waffen und die Kampfweise der Samurai ein. Dabei erklärte er den Sinn und die Funktionsweise der einzelnen Bestandteile der Rüstung und stellte ihre Weiterentwicklung in den geschichtlichen Zusammenhang.

Er beeindruckte durch sein umfassendes  Hintergrundwissen und seine Leidenschaft für die japanische Kultur. Die zahlreichen Fragen der interessierten Zuhörer wurden ausführlich und geduldig beantwortet. Er räumte dabei auch mit einigen Mythen auf: So wurde beim Seppuku nicht deshalb der Bauch aufgeschnitten, weil dort das energetische Zentrum, bzw. die Seele des Menschen liegt und auf diese Weise freigelassen werden soll. Er führte einen viel pragmatischeren Grund an, der mit der Bauweise der Rüstung zusammenhängt. Nach seinen Ausführungen geht die rituelle Selbsttötung Seppuku auf einen General im 12. Jahrhundert zurück, der nach einer verlorenen Schlacht seinen Feinden nicht in die Hände fallen wollte und sich daher selbst das Leben nahm. Um nicht erst aufwendig die Rüstung ausziehen zu müssen, hat er das Wakizashi (Kurzschwert) am Bauch angesetzt, da dort der obere Teil (Brustpanzer) und der untere Teil („Schürze“) der Rüstung lediglich mit flexiblen Fäden verbunden war und diese Schwachstelle somit die Möglichkeit bot, dort anzusetzen und sich durch das Durchschneiden der Aorta im Bauch relativ schnell das Leben nehmen zu können.

Im Anschluss an den Vortrag folgte eine Vorführung im Bogenschießen und Schwertkampf mit Katana und Bokken, wobei der Soke durch drei seiner Schüler unterstützt wurde. Die Formen mit dem Bokken waren eher einfach gehalten und mir aus dem Aikido, das ich seit 12 Jahren übe, bekannt.

Am Ende nahm sich Ōtsuka Ryūnosuke abermals viel Zeit für Fragen, zeigte auf Nachfrage sein Schwert und lud alle Interessierten in seine Schule ein. Es war ein spannender Abend mit einem jungen Mann, der einen beeindruckendem Lebenslauf und schier endloses Wissen über japanische Kultur darbot. Ich werde die Einladung eine seiner Schulen zu besuchen, auf jeden Fall annehmen. 

1. Internationales Herbsttreffen des «Freien AK» vom 26. – 28. Oktober 2018 in Wien, KOKORO DOJO

Dies war die Erkenntnis der Teilnehmenden der ersten Fortbildungsveranstaltung des «Freien AK Psychosoziale Kampfkunst» nach 3 Tagen intensiver praktischer wie theoretischer Auseinandersetzung mit dem Thema «Haltungsfragen im Kontext professioneller Nutzung von Kampfkunst»

Haltung ist …
eine bewegte Auseinandersetzung!

Die  Leidenschaft für die professionelle  Nutzung von Kampfkunst in  psycho/sozialer Arbeit und der professionellen Begleitung von Menschen verbindet jene Kampfkünstler/innen unterschiedlicher Disziplinen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, die sich vom 26. – 28. Oktober 2018 in Wien zum Austausch und gemeinsamer Bewegung von Inhalten zusammentrafen.

Die Diversität der Beiträge zeigte die Komplexität der Betrachtung in berührend-bewegender Weise auf. Jede persönliche Haltung ist vom eigenen Erleben und unseren Erfahrungen geprägt. Hinzu kommen noch die kollektiven Einflussfaktoren, wie Normen, Werte und Regeln unserer Gesellschaft, in deren Kontext wir leben.

Kampfkunst bietet, auf einzigartige Weise, die Möglichkeit, sich mit der eigenen Haltung und mit der Haltung der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Das Gefüge innerer und äusserer Haltung, ist  dabei das Tor, durch das wir unser Menschsein zum Ausdruck bringen. Menschliche Ganzheit ist dabei durch lebendige Harmonie im «Zusammenspiel «bedingt.

Kampfkunst bewegt Körper, Seele, Geist und ist ihrem Wesen nach  holistisch. Sie «beabsichtigt» und fördert daher auch eine ganzheitliche Sichtweise der Kampfkunst – Übenden  und wird so, zum unerschöpflichen «Schatz», der zur positiven Entwicklung des Menschen beitragen kann.

Als einführende Grundlage  und Basis zur Bearbeitung des Themas Haltung diente, die theoretische Ausseinandersetzung mit den Grundenergien der Wandlungsphasen nach TCM (Doris Nachtlberger [A]). Der Mensch in der Balance (Erde) steht hier verbindend zwischen Himmel(Feuer/Yang) und Erde (Wasser/Yin) und ist im Zustand optimaler Synergie seiner leiblichen Prozesse, im wiederkehrenden Wechselspiel der Grundenergien Holz und Metall ausgerichtet, wodurch sich erst die Bandbreite der Handlungsmöglichkeiten im Leben in voller Potenz eröffnet.

Nach der theoretischen Auseinandersetzung ,wurden  die Aspekte «Haltung  und Balance» auch über körperliche Stand- und -Flexiblitätsübungen  aus dem «Bambus QiGong» erfahrbar gemacht (Petra Wesselkamp [D]).

Der Samstag war im wesentlichen dem praktischen Transfer von Kampfkunstprinzipien in die professionelle psychosoziale Arbeit und Begleitung von Menschen gewidmet. Der Bogen spannte sich hier vom leidenschaftlichen Erzählen einer  Kampfkunstgeschichte – unter vollem körperlichen Einsatz – von Robert Artho [CH], dem Einsatz von Faust, Stimme,  Etikette (Werner Lussi [CH])  bis hin zum Schwert (Doris Nachtlberger [A]).

Werner Lussi  zeigte auf eindrückliche (körper-bewegungsorientierte) Art den (kampfkunst)pädagogischen Spielraum beim  Alltagsproblem «Grenzverletzungen» auf und eröffnete so die Bandbreite von der Grenzerfahrung zur Horizonterweiterung.

Bei den kontrastreichen praktischen Übungen mit «Schwert» exerzierte Doris Nachtlberger den pädagogisch Transfer im Umgang mit einer traditionellen Waffe vor und machte dabei deutlich, dass körperliche und mentale Haltung, zusammengehören und erst als Einheit, funktionelle Wirksamkeit (Qualität im Tun) begründen.

Als Gast durften wir die hochprofessionelle Yoga -Expertin Chiaradina begrüßen, die uns einen tiefen Einblick in die Haltung des «YIN YOGA» und derer energetischen – spirituellen Bedeutung leibhaftig eröffnete. Es war für alle eine bereichernde und zum Nachdenken/Nachfühlen anregende Einheit. Herzlichen Dank Chiaradina!

Der abschließende Input durch den Kinder- und Jugendanwaltes und Mobbing-Experten, Rupert Herzog (A), über «Kampfkunst – Grundhaltungen im Spannungsfeld zwischen Gewalt und Mitgefühl» rundete diese Fortbildungsveranstaltung ab. Am Beispiel eines (Gewalt)Präventionsprojektes in einer Jugendsportmannschaft mit kampfkunstpädagogischen Ansätzen, wurde noch einmal sichtbar gemacht, was pädagogische Beziehung an sich erfordert: VorbildwirkungVerantwortung, Leidenschaft und Respekt. Gleiches gilt für die Grundhaltung, die auch in den Kampfkünsten bei der Lehrer-Schülerbeziehung vorherrschen sollte. Inhaltlicher Schwerpunkt des genannten Projektes war, den jugendlichen Sportlern, Mitgefühl als Ausdruck von Stärke, erfahrbar zu machen.

Fazit:

Haltung ist eine bewegte Auseinandersetzung mit sich selbst und mit anderen Menschen…

Das erste Treffen des «Freien AK Psychosoziale Kampfkunst» war von einem Geist der Offenheit, freudvoller Kreativität, gegenseitigen Inspiration, Respekt und Achtsamkeit geprägt. Vieles wurde bewegt,  angestossen und vertieft.

Wir danken allen Teilnehmenden für ihre Präsenz, die geleisteten Beiträge und die produktive Zusammenarbeit und freuen uns auf die nächste Zusammenkunft!

DOMO ARIGATOU GOZAIMASU!